Ein Gefühl für den Ort bekommen

Während der Pandemie haben viele Menschen die Natur als willkommene Abwechslung zum Alltag zuhause wiederentdeckt. Die Menschen wanderten auf lokalen Pfaden, spatzierten in ihrer Nachbarschaft oder saßen einfach draußen und beobachteten die Natur in ihren eigenen Hinterhöfen und Gärten. Für mich war es eine Zeit, in der ich meine Kamera entstaubte und meine Leidenschaft wiederentdeckte, schöne Bilder draußen einzufangen. Es war schön mich wieder mit der Natur zu verbinden, aber ich wollte aber meine Fotografie etwas anders angehen. Ich wollte nicht blind herumlaufen und Fotos von allem machen was mir unter die Linse kam. Ich wollte Fotografie mit Sinn, Verstand und Respekt. 

Bobcat Stalk - Point Reyes © Stephanie Becker 2022. Alle Rechte vorbehalten.

Ich fing an, Fotografen zu folgen, die das Wohlergehen der Natur über die Fotografie stellten, und sah, wie beeindruckend und schön ihre Bilder waren. Ich sah mir ihre Webinare an, holte mir Rat von ihnen und hatte sogar das Vergnügen, mit ihnen an Fototouren teilzunehmen. Zwei meiner absoluten Lieblingsfotografen, Melissa Groo und Daniel Dietrich, waren meine Inspiration und verkörperten alle Nature First-Prinzipien, denen ich bis heute folge.

Etwas, das mich tief berührt hat, war das Gefühl, wie viel mehr Respekt man seinen Motiven entgegenbringt, wenn man sich die Zeit nimmt etwas über sie zu lernen z.B. welche Arten von Pflanzen ziehen Bienen an, wie sehen die Migrationsmuster von Vögeln aus oder was bedeuten die Rufe von Kojoten. Durch unsere Bilder können wir dieses Wissen und den Respekt vor der Natur mit anderen teilen. So setzen wir die Natur an erste Stelle. Ich nenne diese Vorgangsweise: erst lernen - dann klicken.

Weißkopfsperling - Point Reyes © Stephanie Becker 2022. Alle Rechte vorbehalten.

Ich entschied, dass es gut war ein Gefühl für den Orte zu entwickeln an denen ich fotografiere wollte und beschloss eine zertifizierte Naturforscherin zu werden. Ich lernte etwas über die lokalen Böden und das Klima, die Wasserressourcen, Pflanzen, Wirbellosen, Vögel, Säugetiere, Wildtiere und die Verwaltung von natürlichen Ressourcen. Ich fing an, sozusagen durch eine andere Linse zu fotografieren. Ich recherchierte die Orte, die ich besuchen wollte, und notierte mir sorgfältig die Pfade, denen ich folgen wollte, um Schaden an sensiblen Lebensräumen zu vermeiden. Ich benutzte Feldführer, um die verschiedenen Pflanzen, Insekten und Vögel verstehen und finden zu lernen. Ich untersuchte das Verhalten bestimmter Säugetiere, um ihre Körpersprache verstehen zu lernen und Anzeichen für Stress zu erkennen. Es ist so wichtig sicherzustellen, dass eure Motive nicht durch eure Anwesenheit gestresst werden, und zu wissen, wann es möglich ist stressfrei zu fotografieren oder wann es besser ist auf das Bild zu verzichten. Das bedeutet die Natur an erste Stelle zu stellen.

Männliche Northern Harrier - Point Reyes © Stephanie Becker 2022. Alle Rechte vorbehalten.

Ich habe auch gelernt, dass was man mit einem Bild macht, geauso wichtig ist wie wie man zu einem Bild kommt. Das bedeutet, dass wir nicht nur an die Nature First-Prinzipien denken wenn wir fotografieren, sondern auch wenn wir die Bilder teilen. Ein Beispiel dafür: Ein Kojote, der Beute jagt, kann für ein spannendes Foto sorgen, aber es wäre irreführend, eine Bildunterschrift zu schreiben, die besagt: „Beängstigende Begegnung mit einem Kojoten“, wenn der Kojote nur nach einer Mahlzeit jagte. Sogar ohne Bildunterschrift können die Leute das, was sie sehen, falsch interpretieren. Ich denke, das ist ein wichtiger Punkt. So viele Bilder werden über soziale Medien geteilt und erneut geteilt und können ohne die richtige Bildunterschrift leicht aus dem Zusammenhang gerissen werden. Darüber hinaus ist es wichtig, mit dem Teilen von Orten vorsichtig zu sein. Dies gilt insbesondere für Vogelnester oder Tierbehausungen, die mehr Menschen an diesen Ort locken und die Eltern unbeabsichtigt von ihren Jungen vertreiben könnten. Die Natur an erste Stelle stellen bedeutet auch darüber nachzudenken welche Auswirkungen das Teilen von Bildern haben könnte.

Sunset Call © Stephanie Becker 2022. Alle Rechte vorbehalten.

Als Fotografen können wir so viel tun, um schöne, ethische und wirkungsvolle Bilder zu erstellen:

  • Recherchieren Sie das Motiv, das Sie fotografieren möchten.
  • Recherchieren Sie den den Lebensraum ihrer Motive und alle Regeln und Vorschriften und halten Sie sich an die Die Leave no Trace Prizipien
  • Beobachten Sie Ihr Motiv, bevor Sie klicken, indem Sie einen Sicherheitsabstand einhalten, seine Umgebung und seine Körpersprache beachten.
  • Wenn Sie Ihre Fotos teilen, versuchen Sie, Informationen zu Ihrem Thema bereitzustellen, und verwenden Sie geeignete Bildunterschriften.
  • Vermeiden Sie es, Orte mit sensiblen Lebensräumen und Wildtieren zu teilen.
  • Folgen Sie immer der Nature First-Prinzipien

Alle Bilder, die Sie in diesem Artikel sehen, wurden mit einem langen Objektiv fotografiert und beschnitten, um dem Motiv Raum zu geben.

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